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  • 24.08.2016

    MT-Mitarbeiterin wagt sich ins Todesrad des Zirkus Flic Flac

    • Description

      Journalistentraining mit Nervenkitzel: Am Ende applaudieren sogar die Profis Patricia Ackermann

      Von Frank Goertz Erstellt: 24. August 2016, 00:03 Uhr

       Tanz auf dem Drahtseil: In sieben Metern Höhe balanciert Patricia Ackermann durch die Manege. Sie ist gesichert, ihr Partner, den sie im schlimmsten Fall mit in die Tiefe reißt, allerdings nicht. Fotos: Goertz

      „Bist du mutig und hast starke Nerven ?“ Diese Frage beantwortet Patricia Ackermann mit einem Lächeln. Prima. Dann ist sie genau die richtige Kandidatin für ein Journalistentraining beim Zirkus Flic Flac, bei dem sie drei der spektakulärsten Nummern selbst ausprobieren kann – und am Ende sogar den Applaus von echten Artisten bekommt.

      Pforzheim/Mühlacker. Journalistentraining ist bei Flic Flac nicht Ringelpiez mit Anfassen, sondern Nervenkitzel. In der Manege steht der Globe of Speed, eine Stahlkugel von 6,50 Metern Durchmesser.

      Noch ahnt MT-Praktikantin Patricia Ackermann nichts. Dann heulen im Hintergrund die Motoren auf. Zwei Kolumbianer rollen auf ihren Maschinen in die Manege. „Der Weltrekord liegt bei zehn Fahrern in der Kugel“, erklärt Flic Flac-Sprecher Rudi Bauer.

      In der Show, die noch bis kommenden Sonntag auf dem Pforzheimer Messplatz zu sehen ist, sind es acht Motorrad-Freestyler, die kreuz und quer mit bis zu 70 Sachen durch die Stahlkugel rasen, die Patricia Ackermann jetzt betreten darf. „In der Mitte ist ein Kreuz. Einfach dort ruhig stehenbleiben. Zwei Motocrosser werden dann ihre Runden im Globe of Speed drehen“, erklärt Bauer.

      Patricia Ackermann weicht ein wenig die Farbe aus dem Gesicht. Das Lächeln friert auch ein. Natürlich hat die 18-Jährige von dem Unfall in der Show am vergangenen Sonntag gehört, bei dem ein Motorradfahrer bei der Schlussnummer statt über den Globe zu fliegen in ihn hineingekracht ist.


      Volle Konzentration: Der Boden liegt rund zehn Meter unter Patricia Ackermann. Sie muss im Todesrad, das sich frei in der Manege dreht, die Rotation selbst meistern.

      „Wenn einer der beiden Fahrer einen Fehler macht, bin ich tot“, stellt Patricia Ackermann fest. Gut, dass die 18-Jährige nicht weiß, dass die Freestyler keinen Motorradführerschein haben. „Sie wollen auch gar keinen machen, den Straßenverkehr finden sie viel zu gefährlich“, schmunzelt Rudi Bauer. Schnell tippt Ackermann noch eine What’s-App-Nachricht an ihre Freunde. Ein letzter Gruß ?

      Nachwuchsartistin nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand

      Aber die Freestyler wissen, was sie machen – auch ohne Führerschein. Kreuz und quer flitzen sie an Patricia Ackermann vorbei, die nach einer guten Minute erlöst ist und den Globe of Speed verlassen darf.

      Ein Video des spektakulären Selbstversuchs sehen Sie hier:

      „Das war erst das Warm-up. Die nächsten beiden Nummern sind spektakulärer“, kündigt Rudi Bauer an. Immerhin geht es ins Todesrad und dann aufs Hochseil. Die MT-Praktikantin wird doch nicht etwa kneifen, nachdem schon die erste Nummer mit den Motorradfahrern ihr Herz bis zum Hals hat schlagen lassen ?
      Von wegen Kneifen ! Patricia Ackermann zeigt, was in ihr steckt. Dass sie auf dem Abiturzeugnis in Sport eine Eins hatte und jahrelang Turnerin bei Phönix Lomersheim war, ist in der Manege nicht unbedingt ein Nachteil. Denn im Todesrad und auf dem Hochseil muss sie nicht einfach nur dastehen und hoffen, dass die anderen keinen Fehler machen. Hier nimmt sie ihr Schicksal selbst in der Hand.

      „Das Todesrad ist eine Entwicklung des Zirkus Flic Flac, die mittlerweile von vielen anderen Zirkusbetrieben kopiert wird“, erklärt Rudi Bauer. Es drehe sich mit bis zu 80 Stundenkilometern und sei rund zwölf Meter hoch. Vier Artisten führen während der Show auf dem Rad spektakuläre Kunststücke vor, ungesichert und am Limit dessen, was machbar ist.

       

      Das Lächeln wirkt schon ein wenig gequält: Patricia Ackermann im Globe of Speed, in dem gleich die kolumbianischen Freestyler im Affentempo um sie herumrasen.

      Der Zirkus Flic Flac liefert eine spannende Show. Lesen Sie dazu einen Artikel.

      Ans Limit muss Patricia Ackermann allerdings nicht gehen. Sie darf auch gesichert in das Hamsterrad. „Immer geradeaus gehen, kein Schritt zur Seite, dann kann theoretisch nichts passieren.“ Was meint Rudi Bauer eigentlich genau mit „dann kann theoretisch nichts passieren ?“ Aber solche sprachliche Feinheiten überhört Patricia Ackermann jetzt einfach. Erst ganz vorsichtig und dann immer sicherer setzt sie das Rad mit Unterstützung eines Artisten an der Gegenkugel in Bewegung. Volle Rotation durch die Manege. „Bei der ersten Runde habe ich noch ängstlich nach unten geguckt, doch dann konnte ich es voll genießen“, ist die MT-Mitarbeiterin begeistert. „Ich habe mir gedacht: Wenn ich das Todesrad überlebe, schaffe ich die letzte Nummer auch locker.“

       

      Diese Nummer hat es aber in sich, denn hier muss die Journalistenartistin auf dem Hochseil auch noch Verantwortung für ihren Partner übernehmen. „Sie laufen mit einem Klettergurt gesichert über das Seil und halten sich an Ihrem Vordermann fest. Wenn Sie ins Straucheln kommen, lassen Sie sich fallen. Klammern Sie sich nicht mit aller Gewalt an Ihren Partner und reißen ihn in die Tiefe. Er ist ungesichert.“ Ooops – klare Ansage von Rudi Bauer. Der Profi-Artist würde sieben Meter in die Tiefe stürzen, allerdings auf einer Luftmatte aufschlagen, die das Verletzungsrisiko minimiert.

      „Reißen Sie Ihren Partner nicht in die Tiefe. Er ist nicht gesichert“

      „Können Sie selbst raufklettern auf die Plattform in sieben Metern Höhe ?“, fragt einer der Zirkushelfer. Für Patricia Ackermann kein Problem. Turnerin eben. Und schwindelfrei. Mit ein paar schnellen Klettergriffen steht sie oben und erfährt, dass sie jetzt zwei Optionen habe: entweder auf den Schultern eines Artisten über das Seil zur gegenüberliegenden Plattform gelangen oder selbst auf dem Seil auf die andere Seite gehen, die Hände auf den Schultern des Vordermanns.

      Ackermann muss nicht lange überlegen, welche der Optionen sie wählt: beide ! Erst huckepack hin und dann zurück selbst über das Seil. „Boaah, jetzt bin ich aber nassgeschwitzt“, stöhnt Ackermann, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hat. „In der Mitte habe ich ganz schön wacklige Beine bekommen.“ Einfach weitergehen und nicht denken, was passieren kann, sei aber genau das richtige Rezept für den Tanz auf dem Drahtseil gewesen.

      Inzwischen haben sich auch eine Handvoll Flic-Flac-Artisten unter dem Dach des Zirkuszelts eingefunden. Sie lümmeln in den Zuschauerreihen – und beobachten die Show von Patricia Ackermann auf dem Seil. Als sie fast ohne Wackler und ohne ihren Partner in die Tiefe zu reißen die Plattform erreicht hat, brandet plötzlich Beifall auf. Verkehrte Welt. Normalerweise gebührt den Profi-Artisten der Applaus. Aber jetzt erntet ihn die MT-Praktikantin, die in der Manege eine Antwort auf die Ausgangsfrage gibt: Ja, sie ist mutig und hat starke Nerven.

      http://muehlacker-tagblatt.de/nachbarregionen/mt-mitarbeiterin-wagt-sich-ins-todesrad-des-zirkus-flic-flac/